Artikel von Nils Scharff
Terrex Agravic Pace (180€)
Einleitung
Nils: Der adidas Terrex Agravic Pace ist ein leichter, intestine gedämpfter Path-Schuh, der sich am besten für schnelles Laufen auf weniger bis mäßig anspruchsvollem Gelände eignet. Er ist in meinem Verständnis ein direkter Nachfolger des viel gelobten adidas Terrex Pace Extremely, der in seiner leichten und minimalistischen Machart explizit für Höchstleistungen beim Western States 100 (- Meilenrennen) designt wurde. Der Terrex Agravic Pace will an die Erfolge seines Vorgängermodells anschließen und bringt bei ähnlichem Gewicht mehr Dämpfung und Schutz mit. Dies schafft er durch den Einsatz einer zweilagigen Mittelsohle, bestehend aus einem weicheren Kern aus Lightstrike Professional-Schaum (bekannt aus den adidas Wettkampfmodellen für die Straße), der von festerem Lightstrike-Schaum umgeben ist. Die Außensohle hat 3-4 mm tiefe Stollen und verwendet eine griffige Continental-Gummimischung.
Das Obermaterial ist dünn, minimal, atmungsaktiv und eher reduziert, mit wenig Polsterung oder zusätzlichem Schutz. Ich konnte den Terrex Agravic Pace sowohl auf meinen heimischen Mittelgebirgstrails, als auch in den Osttiroler Alpen testen und werde euch im Folgenden meine Eindrücke schildern.
Professional & Contra
Professional:
Sehr schnelle Energierückgewinnung
Die zweiteilige Mittelsohle bietet eine fürs Trailrunning nahezu perfekte Mischung aus Agilität und Stabilität
Sehr starkes Verhältnis von Dämpfung zu Gewicht
Extrem atmungsaktiv und schnelltrocknend
Gewohnt starke Continental-Außensohle
Contra:
Das Obermaterial ist ziemlich steif und braucht Zeit um eingelaufen zu werden (Blasenbildung bei den ersten zwei Einheiten, die in der Folge verschwunden ist).
Es gibt nahezu keinerlei Polsterung, weder um Ferse und Einstieg noch an der Zunge – dadurch nicht der bequemste Schuh den man vermutlich nur an Wettkampftagen tragen möchte.
Das sehr minimalistische Obermaterial schränkt den Halt und die Stabilität im Schuh zudem ein. Für weniger technische Gefilde ist das in Ordnung, in den Alpen bin ich dadurch teilweise an die Grenzen des Schuhs gestoßen.
Tester:
Nils Scharff
Ich bin 34 Jahre jung, gebürtig aus Kassel, verheiratet mit einer wunderbaren Ehefrau und mache seit mittlerweile 7 Jahren Heilbronn und seine umliegenden Weinberge laufend unsicher. Ich habe schon mein ganzes Leben lang alle möglichen Sportarten betrieben, oft 5-7 Mal die Woche. Neben dem Laufen sind seit einigen Jahren das Klettern und Bouldern meine Sportarten. Als Läufer sehe ich mich seit erst drei Jahren. Begonnen hat alles mit einem Firmenlauf, in den ich nicht ganz unvorbereitet starten wollte. Ab dem Punkt habe ich einfach nicht mehr aufgehört. In 2017 waren es „nur“ knapp 1000 Laufkilometer, in 2018 das Doppelte, 2019 schon das Dreifache. Wichtig während all dieser Kilometer sind mir, egal ob auf Path oder Straße, vor allem das Abschalten und die Bewegung in der Natur. Auf dem Laufband oder mit Kopfhörern werdet ihr mich nur sehr selten antreffen. Ich bin in der Zwischenzeit acht Marathons gelaufen, die PB von 2:46:47h habe ich erst kürzlich in Berlin aufgestellt. Im Wettkampf laufe ich grundsätzlich alle Distanzen von 5km (16:59min), 10km (35:43min) über Halbmarathon (1:17:29h) bis eben zum Marathon.
Daten
Gewicht:
Offiziell: 240g (Herren US9)
Testschuh: 243g (Herren EU 44 / US 10)
Sprengung: 8mm (Herren: 30 mm Ferse / 22 mm Vorfuß)
Verfügbarkeit: Erhältlich im Fachhandel für 180€
Hyperlink zu allen RTR-Testberichten: HIER
Erster Eindruck, Obermaterial und Passform
Nils: Der Terrex Agravic Pace sieht auf den ersten Blick schnell und “race-ready” aus. Dabei helfen sowohl die adidas typische, recht schmale Type, als auch die für Wettkampfschuhe typischen, geriffelten Schnürsenkel.
Das zunächst etwas steif anmutende Obermaterial besteht aus einer einzigen Materialschicht. Diese ist so offenporig, dass man intestine hindurchschauen kann. Auf der einen Seite spricht dies für eine extrem gute Atmungsaktivität, auf der anderen Seite besteht im Traileinsatz natürlich auch kaum Schutz vor Schmutz, der von außen eindringt. Während meiner Testläufe hat dies zu keinerlei Problemen geführt, auf längeren Strecken kann so jedoch zusätzliche Reibung entstehen.
Passend zum minimalistischen Grundmaterial sucht man auch Polsterung nahezu vergebens. Die seitlich vernähte Zunge ist extrem dünn, der Einstieg gar nicht gepolstert. Einzige rechts und hyperlinks der Ferse finden sich zwei Polster, die einen guten – jedoch nicht perfekten Halt im Schuh ermöglichen. Für moderates Terrain saß der Fuß sicher genug im Schuh – es gab weder Schlupf noch Reibung. Doch in steilen, technisch anspruchsvollen Gelände bin ich leider mehr als einmal im Schuh gerutscht. Das stark reduzierte Obermaterial ist auf solchen technischen Strecken an seine Grenzen gestoßen. Zudem wirkt auch die Fersenkappe kaum stabilisierend.
Über das ganze Obermaterial hinweg scheinen Gewicht und Efficiency im Fokus der Produktentwickler gestanden zu haben. Komfort – etwas, was ich mir auch für einen Wettkampfschuh für potentiell stundenlange Trailläufe wünschen würde – kommt leider etwas kurz. Der Terrex Agravic Pace ist tatsächlich einer der seltenen Fälle, bei dem das Obermaterial zunächst eingelaufen werden muss. Mein erster Lauf über 16km hat mir starke Reibung und Blasen oberhalb des Großzehengelenks beschert. Nach zwei weiteren kurzen Läufen ist das Downside dann nie wieder aufgetreten – das Materials scheint sich etwas aufgeweicht und an meinen Schuh angepasst zu haben.
Mittelsohle
Nils: Bei der Mittelsohle handelt es sich um eine Konstruktion aus zwei unterschiedlichen Mittelsohlenschäumen. Während die untere Schicht und auch darüber noch der zentrale Kern der Mittelsohle aus dem Efficiency-Materials Lightstrike Professional besteht, ist der stabilisierende Rahmen der oberen Schicht aus dem festeren Lightstrike Materials gefertigt.
Insgesamt verfügt der Terrex Agravic Pace über eine Stapelhöhe von 22mm unter dem Vorfuß und 30mm unterhalb des Fersenbereichs. Die resultierende Sprengung von 8mm ist für einen Trailschuh am oberen Ende, macht den Schuh aber auf der Straße sehr intestine laufbar.
Eine zusätzlich schützende Steinschutzplatte sucht man vergebens. Gleiches gilt für eine Vortriebverstärkung mit Hilfe einer Karbonfaserplatte bzw. durch die adidas typischen Vitality Rods.
Der Fuß sitzt im Fersen- und Mittelfußbereich tief in den Seitenwänden der Mittelsohle. So wird trotz der flexiblen Fersenkappe und des minimalistischen Obermaterials Stabilität erzeugt. Doch während die Idee an sich intestine ist und sicherlich auch einen stabilisierenden Effekt mit sich bringt, hat der Terrex Agravic Pace nichtsdestotrotz klare Defizite auf technisch anspruchsvollerem Gelände.
Außensohle
Nils: adidas Außensohlen aus Continentalgummi sind eine Artwork Synonym für gute Traktion und hohe Haltbarkeit. Das ist auch im Terrex Agravic Pace nicht anders. Die 3mm und 4mm tiefen Stollen fallen dabei moderat aus und unterstreichen den von mir auserkorenen Nutzungsfall – reasonable Trails, Feld- und Forstwege. Für anspruchsvollere Untergründe wie tiefen Schotter oder Matsch bräuchte es ein tieferes Profil.
Spannend ist zudem die Type der Stollen: Diese sehen aus wie kleine Sanduhren und sind somit nach vorn und hinten geöffnet. Während Trailsohlen oftmals im hinteren Bereich nach vorn geöffnet, im vorderen Bereich nach hinten geöffnet sind, bietet die Sohle des Terrex Agravic Pace den dadurch optimierten Grip vollflächig. Dies ermöglicht sowohl bergab als auch bergauf eine optimierte Efficiency.
Laufgefühl
Nils: Wie eingangs erwähnt, wurde schon das Vorgängermodell des adidas Terrex Agravic Pace für ein 100 Meilen-Rennen entworfen. Und obwohl seitdem die Stapelhöhe sogar noch gewachsen ist, würde ich persönlich den Einsatzbereich des Schuhs deutlich unter diesen 160km sehen. Meine persönliche Grenze würde vermutlich irgendwo bei 50km Distanz liegen und vor allem für schnellere Trailläufe um die 20-30km wäre der Terrex Agravic Pace in meiner engsten Schuhauswahl.
Leider ist die Einschränkung damit noch nicht am Ende: Denn wie schon mehrfach erwähnt, führt das minimalistische Obermaterial dazu, dass die Laufstrecke zudem nicht zu steil werden darf. In den Alpen würde ich mir einen besseren Halt im Schuh wünschen. Doch glücklicherweise lässt sich der Schuh auch auf der Straße relativ komfortabel laufen. Ich habe ihn mehrfach im Street-To-Path-Einsatz getestet (70/30 Path/Street) und hatte dabei keinerlei Probleme. Und auch knapp 20km “road-only” ließen sich in adidas Trailracer intestine bewältigen. Klar ist das Zweckentfremdung und sicher auch nicht die beste Idee im Sinne des Verschleiß, aber durchaus gangbar und keineswegs unangenehm unterm Fuß.
Am besten hat mir der Terrex Agravic Pace jedoch auf den geschotterten Feld- und Forstwegen meines Urlaubsdomizils gefallen. Hier konnte ich ordentlich aufs Gasoline drücken und so die agile Mittelsohle bestmöglich ausnutzen. Gleichzeitig hat die Continental-Außensohle für eine tolle Traktion gesorgt und mich das Obermaterial nicht eingeschränkt.
Während moderater Bergauf-Passagen ist mir zudem der sehr angenehme Flex ungefähr unter dem X des Terrex-Aufdrucks aufgefallen. Dieser gestaltet den Bergauflauf im Vergleich zu Karbonfaserverstärkten Konkurrenzprodukten deutlich angenehmer.
Zusammenfassung und Empfehlung
Nils: Der adidas Terrex Agravic Pace ist für mich ein Combine aus Licht und Schatten. Leider ist das minimalistische Obermaterial nicht das bequemste und schränkt zudem den Nutzungsbereich ein: Zu technisch darf es aufgrund des eingeschränkten Halts im Schuh nicht werden. Auf der anderen Seite bietet der Schuh auch dank des minimalistischen Obermaterials eine hervorragende Relation von Gewicht zu Dämpfung. Die Mittelsohle bietet quick den perfekten Combine aus Reaktivität und Efficiency auf der einen sowie Stabilität und Voraussehbarkeit auf der anderen Seite. Besser geht es für einen Trailschuh kaum. Die Außensohle aus Continental-Gummi performt zudem gewohnt intestine. Und zu guter letzt lässt sich der Terrex Agravic Pace nicht nur auf den Trails sondern sogar im Straßeneinsatz intestine laufen. Somit ist er für mich eine klare Empfehlung für alle, die auf moderaten Trails zügig laufen wollen. Wer dagegen sehr technische Trails im Sinn hat, sollte sich anderweitig umsehen oder zumindest vor dem Kauf den Sitz am Fuß ausgiebig im Fachhandel prüfen.
Nils Punktzahl: 8.55/10
Laufgefühl: 9.5 – Passform und Obermaterial: 7.5 – Wert: 8 – Stil: 9 – Traktion: 9 – Steinschutz: 8.5
5 Vergleiche
Der Fuji Lite ist ein toller Allrounder, der unter die Kategorie “no nonsense” fällt. Dadurch ist er genauso wie der Terrex relativ leicht. Beide Schuhe laufen sich agil und intestine auf der Straße. Die Mittelsohle des adidas ist fester und stabiler, während der ASICS weich und extrem flexibel daherkommt. Beide haben keine besonders substantiellen Obermaterialien. Der ASICS ist dabei etwas weicher und bequemer im Higher, während der adidas klar in Richtung Efficiency und auch in die Richtung eines “echten” Trailschuhs neigt. ASICS EUR 44,5; adidas EUR 44.
Der Venym ist dem Terrex nicht unähnlich: Relativ leicht, lauffreudig und mit guter Außensohle ausgestattet. Der Venym neigt aus meiner Sicht noch mehr in Richtung Street-To-Path als der Terrex. Der adidas wirkt, obwohl er leichter ist, deutlich substantieller und so, als ob er mit roughen Trailbedingungen besser klarkommt. Hier wird man voraussichtlich länger etwas vom Schuh haben, als beim NB. Der Venym ist durch seine mit PEBA angereicherte, weiche Mittelsohle nochmal agiler im Street-To-Traik Einsatz. Der adidas lässt sich dagegen deutlich präziser und voraussehbarer treten – er ist der besser Schuh auf echten Trails. NB EUR 44,5; adidas EUR 44.
Nils: Beide Schuhe haben tolle Mittelsohlen, sind agil und laufen sich selbst auf der Straße hervorragend. Der UG kommt dabei mehr über seinen Rocker, während der Terrex über mehr Energierückgewinnung und Flex in der Mittelsohle verfügt. Der adidas hält meinen Mittelfuß etwas besser und ist dadurch auf technischen Trails etwas besser unterwegs als der UG. Auch die festere, stabilere und präzisere Mittelsohle hilft dabei. Der Salomon sitzt dafür bequemer am Fuß. Salomon EUR 44,5; adidas EUR 44.
Nike Terra Kiger 7 (German Assessment)
Nils: Der Kiger ist Nikes Equal zum Terrex Agravic Pace. Auch er ist moderat gedämpft, relativ flexibel und rollt schön ab. Seine Mittelsohle ist jedoch weicher, nicht so stabil und da sie ohne Efficiency-Schaum auskommt, auch weniger energetisch. Beide glänzen nicht unbedingt auf technischen Trails. Doch während das Außensohlengummi von Nike auf nassen Strecken grässlich bis gefährlich ist, performt die Continental Mischung von adidas in allen Situationen intestine. Der adidas ist deutlich leichter und dadurch agiler – er ist eine prime Wahl für kurze, schnelle Sachen und läuft sich auch präziser als der Nike. Der Kiger rollt dafür besser auf längeren Läufen. Nike EUR 44,5; adidas EUR 44.
Topo MTN Racer 2 (German Assessment)
Nils: Der MTN Racer ist Topos Schuh für die Berge. Doch für mich hat er an zwei Stellen leider etwas Federn gelassen: Laterale Stabilität und Steinschutz. Er ist dem Agravic Pace insofern nicht unähnlich und eignet sich ebenso besser für reasonable Trails. Im Gegensatz zum relativ schmalen adidas passt der Topo jedoch besser an breite Füße. Topo EUR 44,5; adidas EUR 44.
Die Schuhe, die Grundlage dieses Checks sind, wurden uns von Adidas Terrex kostenlos zur Verfügung gestellt. Die dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.
Wir freuen uns über Kommentare und Fragen in der Kommentarrubrik.
Um bestmöglich auf eure Fragen einzugehen, nennt nach Möglichkeit euer Laufpensum, Geschwindigkeiten, Renndistanzen und eure aktuellen Schuhe.
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